Kaninchenhaltung


Kaninchenstall - Zuhause oder Gefängnis?

Wenn man in Kaninchenbüchern nachließt, werden oft maße wie 50 x 95 cm² als ausreichend groß für einen Kaninchenstall angegeben. Es wird empfohlen, ein Häuschen hineinzustellen und am besten zwei Tiere zusammen zu halten. Dabei heraus kommen häufig zwei sich bekämpfende Kaninchen auf viel zu engem Raum. Natürlich ist es für ein Kaninchen viel besser, zu zweit gehalten zu werden. In der freien Wildbahn leben sie in noch viel größeren Gruppen. Paarhaltung ist also das Mindestmaß artgerechter Haltung. Allerdings darf man ein Kaninchen nicht lebenslang im Ministall halten. Es wird mit Körnern überfüttert und kann sich im Stall kaum Bewegung verschaffen. Das führt zu Streß, der bei Paarhaltung natürlich am Partner abreagiert wird. Kaninchen haben keine Beißhemmung wie der Hund. Bei den Kaninchen muß der Unterlegene flüchten, was im viel zu kleinen Käfig gar nicht möglich ist. Dadurch werden heftige Beissereien verursacht. Wenn Sie sich also ein Kaninchen (besser 2-3) zulegen möchten, kaufen Sie den größten Stall (mindestens 1 x 1 m²) oder besser noch, bauen Sie sich selbst einen. Bieten Sie zwei Häuschen an oder auch ein größeres mit zwei Eingängen, damit die Kaninchen sich aus dem Weg gehen können. Legen Sie sich bitte nur Kaninchen zu, wenn Sie bereit sind, sich die Möbel, Kabel und Teppiche auch mal anknabbern zu lassen, denn auch ein großer Käfig ersetzt den Freilauf nicht. Es ist eine Freude, spielenden Kaninchen beim Toben und Springen zuzusehen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, die Kaninchen den ganzen Tag lang frei laufen zu lassen, können Sie auch einen Käfig mit Mindestmaßen kaufen. Als Schlafplatz, Futterstelle und Klo ist er ausreichend.

Das Klo - Einstreumöglichkeiten

Ich biete meinen Kaninchen ein Katzenklo, damit ich den Stall besser sauber halten kann. Der Rest des Käfigs ist mit Teppichboden ausgelegt, der regelmäßig gesaugt werden muß, um Streureste und auch mal Kotkügelchen zu entfernen, die aus dem Klo "mitgelaufen" sind. Benutzen Sie bitte keine mineralische Katzenstreu. In der Unitierklinik in München wurde mir erzählt, daß das oft eine Todesursache bei Kaninchen ist, weil sie Steinchen aufnehmen und damit den Darm verletzen. Leider wird die Todesursache meist gar nicht erforscht und noch immer empfehlen Bücher Katzenstreu. Es gibt auch besser geeignete Einstreu fürs Klo. Wenn Sie die Hobelspäne nicht mögen, gibt es auch verdauliche Pellets aus Holz, Stroh oder ähnlichem. Diese Art von Katzenstreu kann auch dem Kaninchen nicht schaden.
Bei Kaninchen, die sich nicht so an das Klo halten oder den Teppich zernagen, muß man mit normaler Einstreu und Stroh arbeiten. Ein Klo kann man trotzdem in der schlimmsten betroffenen Ecke anbieten. Bam-Bam wirft sein Klo immer in die Mitte des Stalls, benützt es aber. Also steht es bei ihm eben nicht mehr in der Ecke! Bitte unbedingt auch bei braven "Klokaninchen" immer mal wieder den gesamten Stall gründlich sauber machen. Sonst können sich Krankheitskeime oder Milben darin vermehren und das Kaninchen krank machen.

Futter

Das Hauptfutter bei Kaninchen sollte GUTES Heu sein. Gutes Heu betone ich deshalb, weil das im Supermarkt angebotene Heu meist nichts taugt. Es ist blaß, wirkt strohig und riecht schimmelig. Das wird kein Kaninchen gern essen und es macht die Tiere krank. Gutes Heu duftet lecker, ist grün (nicht gelb!) und frei von Schimmel. Man darf es nicht in geschlossenen Plastiktüten aufbewahren, da so leicht Schimmel entsteht. Heu vom Bauern ist meist besser und auch billiger als das mit "Markennamen". Heu fördert den Abrieb der ständig nachwachsenden Zähne und räumt den Darm auf. So lebt das Kaninchen gesünder und neigt weniger zu Durchfall. Früher fütterte ich hauptsächlich teures Kaninchenfutter. So alt wie in der Werbung versprochen wurde keines der Kaninchen. Durchfall kam nicht selten vor. Als ich dann ein älteres Kaninchen bekam, das fast ständig Durchfall hatte, wurde ich aufmerksamer, was Ernährung angeht. Anfangs stellte der Tierarzt Würmer fest, aber auch als das Kaninchen entwurmt war, wurde es mit dem Durchfall nicht besser. (Kotprobe sagte, Würmer waren weg!) Ein sehr guter Tierarzt sagte mir dann, daß Ursache des Durchfalls das Getreide im Futter sei. Es sei zu hoch verdaulich und würde so schnell durch den Darm sausen, daß es zu Durchfall kommt. Außerdem werden die Tiere durch das zu energiereiche Futter fett und unausgelastet. Jetzt bekommen meine Ninchen hauptsäcghlich gutes Heu und sind rundum gesünder.
Das im Zoohandel erhältliche Nagerfutter ist meist sowieso nicht für Kaninchen geeignet. Kaninchen sind keine Nagetiere! Das Futter enthält Nüsse, Sonnenblumenkerne etc. was für den Pflanzenfresser eine zu kalorienreiche Ernährung ist. Besonders bei Kaninchen, die viel im Käfg sitzen müssen, sollte man auf mehr Pflanzenfasern und weniger Körner und Nüsse achten. Reines Pelletsfutter gibt es selten in Zoogeschäften, aber selbst darin ist meist zuviel Getreide enthalten. Für Pelletsfutter müssen Sie in ein Geschäft für landwirtschaftlichen Bedarf gehen. Das Futter ist viel günstiger als die im Supermarkt gebotenen Futtersorten. Man sollte jedoch darauf achten, kein Mastfutter zu kaufen, sondern Futter für Zuchttiere. Ich mischte früher gern das ansehnlichere Zwergkaninchenfutter, in dem auch Körner und getrocknete Karrotten etc. enthalten sind mit dem reinen Pelletsfutter. Wenn man Heu/Trockenfutter füttert, muß immer auch Wasser vorhanden sein, das täglich erneuert werden sollte. Auch Heu sollte ständig zur Verfügung stehen, denn die Verdauung von Kaninchen muß immer mit Futter versorgt sein, um zu funktionieren. Deshalb müssen Kaninchen auch nicht vor Operationen fasten wie zum Beispiel Menschen und auch Hunde. Heu macht nicht dick und räumt den Darm auf. Besonders bei Durchfall muß das Kaninchen auf Wasser und Heu gesetzt werden, besserr ist es jedoch in jedem Fall die Ernährung auf Heubasis aufzubauen. Alles andere sind nur leckere Ergänzungen.
Artgerechter als Trockenfutter ist natürlich das Grünfutter. Äpfel, Karrotten, Blätter und Gräser werden gern genommen. Kohl und Kopfsalat sollten nicht oder nur sehr wenig gefüttert werden, da sie blähen, woran Kaninchen sterben können. Achten Sie darauf, kein gespritztes Obst zu verfüttern, keinen Löwenzahn von stark befahrenen Straßen, Hundewiesen etc. Wenn Sie das Futter waschen, muß es vor dem Füttern trocken sein, um Durchfall zu vermeiden. Verfüttern Sie bitte kein Weißbrot oder Semmeln (Brötchen). Dunkles Brot getrocknet ist gut für den Zahnabrieb ebenso wie Knabberstangen. Vorsicht: Nicht zuviel wegen der Getreidemenge!
Wenn Sie Kaninchenfutter kaufen, achten Sie auf die Inhaltsstoffe. Tierische Nebenprodukte oder Bäckereinebenprodukte haben im Kaninchenfutter nichts zu suchen. Bedenken Sie, daß Kaninchen reine Vegetarier sind. Die Verfütterung von Tiermehl als Teil des Futters an Rinder war Ursache des Rinderwahns!! Leider haben die Futtermittelhersteller nur wenig dazugelernt, deshalb sollte der Tierhalter darauf achten. Kaninchen sind keine Nager! Sie gehören zur Gruppe der Hasenartigen. Während im Nagerfutter Fleisch enthalten sein darf, hat es im Kaninchenfutter nichts zu suchen. Hamster zum Beispiel fressen auch Fleisch.
Bieten Sie Ihrem Kaninchen auch einen Salzleckstein und einen Kalkstein an. Auch wenn es sich nicht gleich begierig darauf stürzt, hat es doch die Möglichkeit, fehlende Mineralstoffe so aufzunehmen. Je nach Kaninchen wird das mehr oder weniger genützt. Hexe zum Beispiel liebt den Salzleckstein, Socke nützt ihn nur selten. Wenn ein Kaninchen sehr viel am Salzstein leckt, sollten Sie es vom Tierarzt auf Wunden im Mundraum untersuchen lassen. Hexe bekämpfte damit den Eiterherd (Abzess) in ihrem Unterkiefer sozusagen auf natürliche Art.

Freilauf

Kaninchen brauchen wie alle Tiere Bewegung. Wen wundert es, wenn Kaninchen aggressiv werden und bissig, wenn sie immer eingesperrt sind? Zweimal täglich 1 Stunde Freilauf in der Wohnung sollte einem Wohnungskaninchen mindestens gewährt werden. Wenn möglich sollte man sie dabei beaufsichtigen, denn Kaninchen knabbern gerne an Teppichen und Kabeln. Wenn man sie schimpft, lernen sie mit der Zeit, daß das nicht erwünscht ist. Wenn sie aber oft ohne Aufsicht sind, werden sie nicht immer bei Fehlverhalten geschimpft und deshalb möglicherweise nichts lernen. Ideal ist es natürlich, wenn Sie Ihre Kaninchen auch draußen auf der Wiese frei laufen lassen können. Sie werden sehen, mit wieviel Vergnügen die kleinen Biester über die Wiese fetzen, kurz innehalten und dann in die andere Richtung flitzen. Es gibt nichts schöneres und man kann das natürliche Verhalten gut beobachten. Es wird Männchen gemacht, gesichert, bei möglichen Feinden geht man in Deckung. Kennt das Kaninchen die Gegend schon ein wenig, werden Löcher gegraben und an den Gräsern genascht. Kaninchen sind ortstreu und laufen nicht weg. Nur wenn man sie erschreckt oder hinter ihnen herrennt, verlassen sie das Revier. Wegen ihrer vielen Feinde (Hund, Katze, Marder, Fuchs, Raubvögel) sollte man sie auch draußen nicht allein lassen. Will man sie allein draußen lassen, kann man sie in ein Gitter setzen, damit sie Gräser knabbern können. Das ersetzt aber keinesfalls den Freilauf. Machen Sie auf das Gitter auch einen Gitterdeckel, damit kein Raubtier ins Gitter springen oder fliegen kann. Ist das Grundstück für fremde Hunde zugänglich, muß das Gitter sehr stabil sein, um nicht zur Todesfalle zu werden. Stellen Sie das Gitter nie in die pralle Sonne. Kaninchen sind sehr hitzeempfindlich und bekommen leicht einen Hitzschlag.
 

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